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Programm September und Oktober 2024

Der Erinnerungsort Flachsröste Lohhof lädt im September, ein Jahr nach seiner Eröffnung, Interessierte mit zwei Veranstaltung dazu ein, sich mit der Geschichte des Ortes auseinanderzusetzen und an das Leben der Menschen zu erinnern, die hier während des Nationalsozialismus Zwangsarbeit leisten mussten.

21.September 2024
10:00 - 14:00 Uhr 
Treffpunkt: Gleis 1 Jugendtreff Unterschleißheim
Hollerner Weg 1
85716 Unterschleißheim

Biografienworkshop des Erinnerungsorts Flachsröste Lohhof

Während des Nationalsozialismus mussten Menschen aus München, Polen, der Ukraine, Frankreich, aber auch Belgien in der Flachsröste Lohhof Zwangsarbeit leisten. Seit gutem einem Jahr hält der Erinnerungsort das Gedenken an die 350 namentlich bekannten Frauen und Männer wach. Auch nach einem Jahr bleiben Fragen offen. Daher laden wir alle Interessierte zu einem Halbtagsworkshop ein. Er bietet nicht nur die Möglichkeit, sich mit der Geschichte des Ortes vertraut zu machen, sondern sich aktiv in die Erinnerungskultur einzubringen.

Gemeinsam setzen wir uns mit Biografien derjenigen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter auseinander, zu denen jüngst neue Erkenntnisse gewonnen wurden. Was wissen wir über sie? Wie sah ihr Leben vor der nationalsozialistischen Verfolgung aus? Und was lässt sich über ein Leben erzählen, wenn die Quellen schweigen?

Die Teilnahme steht allen Personen ab 18 Jahren offen und ist kostenfrei. Vorkenntnisse zur wissenschaftlichen oder biografischen Recherche sind nicht erforderlich.

Um Anmeldung wird gebeten unter erinnerungsort@remove-this.ush.bayern.de


21.September 2024
14:30-15:30 Uhr
Treffpunkt: Eingang FOS/BOS-Gelände
85716 Unterschleißheim
 

Öffentlicher Kuratorenrundgang mit Dr. Maximilian Strnad

Vor einem Jahr wurde der Erinnerungsort NS-Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof der Öffentlichkeit übergeben. Anlässlich des Jahrestags bietet der Kurator und Historiker Dr. Maximilian Strnad Einblicke in die Konzeption und Geschichte des Ortes im Rahmen eines geführten Rundgangs. Der etwa eineinhalbstündige Rundgang führt vom Denkmal am Bahnhof Lohhof über den Weg der Erinnerung bis zum Virtuellen Lernort.

Die Führungen sind kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an erinnerungsort@remove-this.ush.bayern.de.

Der Historiker Dr. Strnad befasst sich seit 2011 intensiv mit der Geschichte der Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof. 2013 veröffentlichte er die Studie „Flachs für das Reich – Das jüdische Zwangsarbeiterlager ‚Flachsröste Lohhof‘ bei München“. Gemeinsam mit der Künstlerin Kirsten Zeitz entwickelte er im Auftrag der Stadt Unterschleißheim das Konzept des Erinnerungsortes und begleitet das Projekt seither.


13. Oktober 2024 
17:30-19:00 Uhr 
Rathaus Unterschleißheim / Kleiner Sitzungssaal
85716 Unterschleißheim

Buchvorstellung: Rolf Grabowers Tagesberichte – Einblicke in den Alltag der NS-Zwangsarbeit?

In sogenannten „Tagesberichten“ dokumentierte Rolf Grabower (1883-1963), von 1941 bis 1942 detailliert die Vorkommnisse zum Zwangsarbeitseinsatz der Münchner Jüdinnen und Juden in der Flachsröste Lohhof. Grabower, selbst als Jude verfolgt, war dort von den Nationalsozialisten als Leiter des jüdischen Zwangsarbeitslagers eingesetzt worden. Während die Betriebsunterlagen 1945 zerstört wurden, geben die Berichte Aufschluss über die Arbeitsstrukturen aber auch über die Zwangsarbeitenden selbst und ihr Leben unter der Zwangsarbeit sowie über Konflikte und Probleme untereinander, mit den Behörden und dem Aufsichtspersonal der Flachsröste. Doch schrieb Grabower die Berichte tatsächlich alleine und für wen verfasste er sie? Wieviel Selbstbild des Juristen Grabower steckt in ihnen? Unter anderem diesen Fragen gehen die Juristin Dr. Pauline Ellermeyer und der Historiker Dr. Maximilian Strnad im Rahmen eines Diskussionsabends nach. Sie beleuchten den Entstehungskontext der Quelle, die Person Grabower und die Rolle der Berichte für die Forschung zur Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof. 

In ihrer jüngst erschienen Biografie spürt Dr. Pauline Ellermeyer dem streitbaren „Architekten der Betriebsprüfung“ Grabower nach. Dr. Maximilian Strnad (Kulturreferat der Landeshauptstadt München), der gemeinsam mit der Künstlerin Kirsten Zeit den Erinnerungsort kuratierte, forscht unter anderem seit 2011 zur NS-Zwangsarbeit in der Flachsröste Lohhof und erschloss hierbei die Tagesberichte als Quelle zur Geschichte der NS-Zwangsarbeit in Unterschleißheim.

Während der Weimarer Republik in konservativen Kreisen und der Verwaltungselite geschätzt, wurde Grabower während des Nationalsozialismus rassistisch verfolgt. Im Kontext seiner Verfolgung musste er verschiedene Funktionen, übernehmen, etwa die des Leiters des jüdischen Arbeitslagers in der Flachsröste Lohhof oder als Arbeits- und Verwaltungsrichter im Ghetto Theresienstadt, wohin er 1942 deportiert worden war. Grabower überlebte den Holocaust. Nach 1945 gestaltete er als Oberfinanzpräsident in Nürnberg Verwaltungshandeln und forschte zu steuerrechtlichen Fragen. 

Die Buchvorstellung ist eine Veranstaltung des Erinnerungsorts Flachsröste Lohhof im Kulturforum Unterschleißheim. Wir danken für eine Anmeldung bis zum 10. Oktober 2024 unter erinnerungsort@remove-this.ush.bayern.de . Die Teilnahme ist kostenlos. 


Sie haben Fragen oder Anregungen? Melden Sie sich gerne unter erinnerungsort@remove-this.ush.bayern.de oder telefonisch unter 089/310 09 266.